Wir sehen alle, dass der Judenhass gegenwärtig weltweit in einem ungeheuerlichen Ausmaß explodiert. Ehrlich, ich habe das seit dem Völkermord der Nazis vor achtzig Jahren zumindest in Europa und speziell bei uns in Deutschland nicht mehr für möglich gehalten hatte.
Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer, knapp 4 Monate nach dem mordlüsternen Massaker der Hamas-Terroristen auf israelisches Territorium ist nichts mehr, wie es war. Weder für Israel, noch für Deutschland noch für den Rest der Welt. Aber nicht in dem Sinne, dass diese zutiefst inhumane Barbarei global verabscheut würde, dass eine Welle der Empathie das geschockte und entehrte Land erreicht hätte, es emotional und mental unterstützte und ihm helfen würde, sich zu wehren. Nein, das Gegenteil dessen ist eingetreten: Es ist der Antiisraelismus als perfide Form des Antisemitismus, der weltweit zu vernehmen ist, nicht nur in der muslimischen oder arabischen Welt, sondern auch bei uns im Westen.
Neben dem Schock des Unfassbaren, den vielen Meinungen, Bedenken, der ohnmächtiger Wut und der Irritationen bezüglich des „Nie wieders“, aber auch der Aussage von Frau Merkel im Jahre 2008 vor der Knesset, dass Israels „Sicherheit (…) Teil deutscher Staatsräson“ sei, stellen sich mir mehrere ernste Fragen: Was tun wir gegen Judenhass? Wie sieht unsere Solidarität mit Israel aus? Wie soll Deutschland Israel konkret unterstützen? Reichen Regierungserklärungen? Reichen pro-Israel-Bekundungen? Und die für uns anscheinend schwer auszuhaltenden Frage: Unterstützen wir Israel auch weiterhin moralisch und solidarisch – auch mit Waffen, die in Gaza eingesetzt werden könnten? Wir, die nie wieder Krieg wollen und wollten!? Wollten wir nicht „Frieden schaffen ohne Waffen“? Ist das nicht auch die Kernthese der Friedensbewegung?
Die Theologin Margot Käßmann hat sich direkt und klar in der evangelische Zeitung gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel ausgesprochen. Jesus habe schließlich nicht gesagt: „Selig sind die Waffenlieferanten.“ Doch, bitte schön, bildet dieser fromme Wunsch die Realität ab? Oder ist es nicht doch ein Offenbarungseid und eher Wunschdenken von einem deutschen Land, dass seit langer Zeit keinen Krieg mehr erlebt hat?
Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer, warum ich Frau Käßmann in diesem Punkt nicht zustimmen kann:
Mit 14, 15 Jahren las ich über Auschwitz, ich sah Filme über die NS-Verbrechen, ich sah die Leichenberge und dachte als Junge: So etwas darf die Welt nie wieder zulassen. Warum hatten die Vereinigten Staaten denn nicht die Gleise bombardiert, die nach Auschwitz führten? Warum hatten die Juden (und all die anderen Opfer) keine Waffen, hätte man die nicht mit Fallschirmen abwerfen können? Ja, naiv war ich!
Die Idee, es wäre hilfreich gewesen, wenn die Juden sich mit einem Friedens- und Versöhnungsangebot an die SS gewandt hätten, ist mir damals nie gekommen. Die SS hätte das sicher lustig gefunden.
Es hat viele Massaker gegeben in der Geschichte, auch etliche Völkermorde. Hitlers Projekt gegen die Juden aber war das ehrgeizigste, er wollte ein weit verstreutes Volk komplett vom Erdboden tilgen.
Es ist durchaus möglich, dass Täter und Opfer solcher Verbrechen oder zumindest ihre Nachkommen Frieden miteinander schließen. Sogar bei den Deutschen und den Juden war dies der Fall. Die Voraussetzung für diesen Frieden war aber immer, dass die Mörderbanden besiegt, ihre Verbrechen nicht verharmlost oder verleugnet und zumindest einige Täter bestraft wurden, dass es wenigstens Reue gab. Ein Frieden zwischen SS und Juden wäre niemals möglich gewesen. Der Nazigegner Konrad Adenauer und David Ben Gurion aber konnten sich die Hand geben. Also gehört es zu unserer Staaträson, erst gar keine Zweifel aufkommen zu lassen, dass Israel unterstützt werden muss. Nicht nur moralisch, sondern auch praktisch und pragmatisch und ja, auch Waffen gehören dazu. Ansonsten wäre Frau Merkels Aussage vor der Knesset verantwortungslos, Makulatur, ein nicht eingelöstes Versprechen oder im schlimmsten Fall eine nette, aber unaufrichtige Schmeichelei eines gefühlsduseligen Augenblicks in der Knesset, die mal eben einkassiert wird.
Anders als 1945, als die Bilder der Leichenberge um die Welt gingen, haben diesmal sofort nach dem Terror der Hamas gegen Israel und deren verhöhnenden Bildern auf Social Media und in den Abendnachrichten die Relativierung und das Weglügen der monströsen Verbrechen begonnen.
Und das, obwohl der Massenmord an Juden in Israel und die Verschleppung von Geiseln in den Gaza-Streifen am 7. Oktober kein spontanes Manöver unterdrückter Palästinenser war. Es war vielmehr ein kalt kalkuliertes Verbrechen der Terror-Organisation Hamas, das antisemitische Reaktionen nach sich ziehen sollte. Und das haben sie auch geschafft:
Auf den Straßen der islamischen Länder, aber auch in den Metropolen Europas zwischen London und Lissabon, Boston und Berlin, wurde und wird der tausendfache Judenmord in Israel von Hunderttausenden bejubelt. Was gibt es denn zu jubeln, wenn Juden vor laufender Kamera entführt, exekutiert und aufs gräulichste misshandelt werden?
Ein jüdischer Freund aus dem nördlichen Siegerland fragte mich konsterniert: Wie kann es sein, dass unsere Babys geköpft, unsere Frauen vergewaltigt, unsere Großmütter geschändet werden, und wir sind dennoch die Täter? Seine Antwort lautet prompt: Weil im Hass auf Israel viel zu viele Menschen einen gemeinsamen antiwestlichen Nenner finden und endlich – befreit von vermeintlichen Konventionen – offen ihre antisemitischen Fantasien ausleben können.
Eine Hand voller antisemitischer Beispiele möchte ich hier anprangern:
- An deutschen Universitäten besetzen Israel-Hasser Hörsäle und attackieren jüdische Studenten, wie zuletzt Lahav Shapira, der von einem pro palästinensisch geprägten Kommilitonen schwer verletzt wurde. Die Reaktion der Uni: dem Täter droht keine Exmatrikulation, es wird relativiert.
- In Berlin werden die Haustüren von Häusern markiert, in denen jüdische Familien leben. Es gibt versuchte Brandanschläge auf Synagogen. Jüdische Schulen und Kindergärten werden mit Dutzenden Polizisten bewacht. Das Holocaust-Mahnmal musste Ende letzten Jahres mit einer Hundertschaft Polizei geschützt werden.
- Berlin, aber auch anderswo: Wer auf der Straße Hebräisch spricht, muss in Deutschland im Jahre 2024 damit rechnen, von Passanten beschimpft, angerempelt oder sogar geschlagen zu werden.
Dazu twitterte ein junger, stabiler Sozialdemokrat vor einigen Wochen: „Das Land (Deutschland) muss dafür sorgen, dass man mit Kippa und Davidstern über die (fucking) Sonnenallee gehen kann, ohne dass jemand auch nur einen Spruch drücken kann. Jüdisches Leben muss geschützt werden, koste es, was es wolle.“ Das ist der Punkt. Ist das nicht möglich, ist die Sonnenallee Berlins ein Teil des Landes, der failed ist.
- Proterroristische Sprechchöre wie „Free Palestine“ oder „From the river to the sea“ sind inzwischen in deutschen Innenstädten zu hören und keine Aufreger mehr.
- Auf Social Media wird die Hamas-Barbarei gefeiert und bejubelt. Es ist nicht nur eine radikale Minderheit der muslimischen Bevölkerung, sondern ebenso Schulhöfe und Klassenzimmer, Chaträume und Kommentarspalten, die vor Hass und Verachtung für das jüdische Volk nur so triefen
- In Deutschland schweigen die üblichen Grönemeyers und Co, die sonst immer vorne dabei sind, wenn es gilt, „Nie wieder“ zu rufen.
- Und bei uns in Siegen-Wittgenstein? Bei uns wird ein Fahnenmast, geschmückt mit der israelischen Flagge, in Netphen und ich meine auch anderswo zerstört! In Betzdorf ein jüdischer Friedhof geschändet! Das Evau mit übelsten antisemitischen Parolen beschmutzt.
International:
- Die offen antizionistische Greta Thunberg ist mit dem Herzen in Palästina – hat sie denn nicht bemerkt, dass die Raketen der Hamas nicht gut sind fürs Klima?
- Ganz vorne dabei auch die Uno und deren Unterorganisation UN Women – gegründet, um Frauen zu schützen. Bis heute hüllen sie sich nach dem hundertfachen sexuellen Missbrauch an Frauen und Mädchen durch die Hamas in ohrenbetäubendes Schweigen. Auch für die jüdischen Geiseln im Gazastreifen hören wir keine Reaktionen, obwohl allen klar ist, dass die Geiseln auf das Übelste misshandelt und missbraucht werden.
- Recep Tayyip Erdogan nennt die Hamas-Kindermörder eine „Befreiungsgruppe“,
- die BBC nennt sie „Kämpfer“
- In der Vollversammlung der Vereinten Nationen sorgten 57 islamischen Länder in seltener Eintracht im Verein mit Staaten des Globalen Südens für eine Resolution, in der die Hamas-Täter ebenso wie die verschleppten Geiseln unerwähnt blieben, zugleich aber Israels Selbstverteidigung verurteilt wurde. Bemerkenswerterweise stimmte neben anderen EU-Staaten Frankreich dem Entschluss zu – dessen Präsident Macron zuvor Israel besucht hatte, um den Angehörigen sein Mitgefühl auszusprechen. Doch Paris schlug sich aus Angst über mögliche Gewaltausbrüche in den Banlieues wider besseres Wissen auf die Seite der Zions-Ächter.
- Auch das Internationale Rote Kreuz macht seine Hausaufgaben nicht: Weder besucht es die jüdischen Geiseln, noch bringt es ihnen lebenswichtige Medikamente. Seit Beginn des Krieges haben – Stand Ende Januar – 1268 Lastwagen 15.580 Tonnen an medizinischen Artikeln nach Gaza gebracht. Das Internationale Rote Kreuz kann indes nicht sagen, ob etwas davon auch bei den Geiseln angekommen ist, und es verschweigt, wer für die Geiselnahme verantwortlich ist. Das ist bitter, weil es zeigt, dass diese Organisationen eben nicht für alle Menschen in Not da sind.
- 12 Mitarbeiter der UNRWA, eine eigene Unterorganisation der UN – haben sich an den Massakern des 7.10.23 offen beteiligt. Endlich wurde der UNRWA jetzt – wie schon seit langer Zeit von Israel gefordert – der finanzielle Hahn der internationalen Gemeinschaft zumindest vorläufig zugedreht.
Ich sehe bei all diesen Beispielen die ganze Bandbreite von Judenhass – von massiver Parteinahme gegen Juden bis zum offenen Antisemitismus.
Bitte erlauben Sie mir, drei Gedanken aufzugreifen, die mich in den letzten Wochen bewegt haben:
- Gedanke: Der permanente Vorwurf an Israel, seit dem 7.10.23 aufgrund der hohen Opferzahlen, die wir alle schrecklich finden, im Gazastreifen einen Genozid an den Palästinensern verüben:
Am 26.1.24 kam diesbezüglich die Weltöffentlichkeit in Form des Internationalen Gerichtshofs (IGH) zusammen, deren Richterspruch von der Hamas sofort bejubeltet wurde. Was war geschehen? Südafrika, nicht bekannt als best Buddy Israels, hatte es sich nicht nehmen lassen, den Genozid-Vorwurf gegen Israel einzubringen. Das Gericht kam zu dem vorläufigen Schluss „es bestehe begründete Sorge, dass Israel seine Verpflichtungen aus der UN-Konvention gegen Völkermord verletze – sprich: Einen Genozid in Gaza begehen könnte“.
Ein Urteil ist das noch nicht. Dafür wird das Weltgericht noch Jahre brauchen. Aber die vorläufige Entscheidung ist ein Schlag für den jüdischen Staat. Hat das Gericht doch nicht, wie in Israel erhofft, Südafrikas Völkermord-Klage verworfen. Es hat aber auch nicht, wie von Südafrika verlangt, einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen angeordnet.
Es hat harsche Worte gesprochen und Israel Maßnahmen auferlegt: Die Armee im Gazastreifen müsse jegliche Taten im Zusammenhang mit einem möglichen Genozid verhindern. Israel müsse auch Kommentare von Politikern, die zu einem Völkermord aufhetzen, „verhindern und bestrafen“.
Zudem verlangten die Richter, dass Israel humanitäre Hilfe für die Zivilisten in dem Palästinensergebiet zulässt (was es bereits tut). In einem Monat soll Jerusalem einen Bericht nach Den Haag senden, in dem es erklärt, wie es diese Auflagen umsetzt.
Kläger Südafrika fühlt sich bestätigt. Und offenbar auch die Terroristen: Ein hochrangiger Hamas-Funktionär, Sami Abu Zuhri, sagte, die Entscheidung des IGH sei eine wichtige Entwicklung, die dazu beitrage, die Besatzung zu isolieren und ihre Verbrechen im Gazastreifen aufzudecken. Er forderte, „die Besatzung zu zwingen, die Entscheidung des Gerichts umzusetzen“.
Motive der Hamas blieben von dem Hohen Gericht – sehr erwartbar – wieder einmal unberücksichtigt und zeigt die Perversität des aktuellen Gazakrieges. Man kann Israel vorwerfen, dass es zu viele zivile Opfer im Gazastreifen gibt. Man kann zu größerer Zurückhaltung in der Kriegsführung aufrufen und Druck ausüben, wie es die internationale Gemeinschaft bereits tut, offenbar auch wirksam, denn die Zahl der täglichen Todesfälle im Gazastreifen geht zurück. Aber Völkermord?
Israel hat keine genozidalen Absichten in Gaza. Wer wirklich von einem Völkermord träumt, das ist die Hamas. Sie ist am 7. Oktober über Zivilisten hergefallen, hat systematisch gefoltert, vergewaltigt und gemordet. Es ließen sich tausende Kommentare von Hamas-Leuten finden, die zum Völkermord an den Juden aufrufen. Aber die Hamas sitzt nicht auf der Anklagebank, obwohl sie jedes internationale Recht bricht und noch immer 132 (100) Geiseln gefangen hält, darunter Babys (was dem IGH übrigens nur eine Randnotiz wert war).
Die Hamas ist kein Staat, sie hat keine Menschenrechtskonventionen unterzeichnet. Israel hat das. Und deswegen steht nun ausgerechnet das Volk, wegen dessen Vernichtung die Genozid-Konvention überhaupt geschaffen wurde (geschrieben übrigens von einem Juden) vor Gericht!?!
Die Richter können feststellen, dass die Menschen in Gaza hungern. Dass die medizinische Versorgung schlecht ist und ja, sehr viele Unschuldige sterben. Es kann nicht feststellen, wie Israel eine Terrororganisation bekämpfen soll, die Essen und Benzin von ihren eigenen Bürgern stiehlt. Die sich in Krankenhäusern verschanzt und Raketen aus Schulen feuert.
Sollte Israel tatsächlich Kriegsverbrechen begangen haben, werden diese geahndet werden. Das ist gut und richtig. Doch die Hamas muss sich dem Weltgericht nicht stellen. Und so trägt dieser Richterspruch dazu bei, dass Israel in der öffentlichen Wahrnehmung einmal mehr als der alleinig Schuldige an diesem Krieg dasteht.
Warum hat der Internationale Gerichtshof nicht das Naheliegende beschlossen?
- Bedingungslos müssen alle Geiseln der Hamas freigelassen werden.
- Die Terroristen des 7.10.23 müssen an ein internationales Gericht ausgeliefert werden.
- Waffen in Gaza und Umgebung müssen abgegeben werden.
Sehr verehrte Damen und Herren: Israel hätte keinen Grund mehr, weiter militärische Aktionen im Gazastreifen auszuüben. Der Krieg wäre vorbei.
Mein 2. Gedanke: heutzutage Jude-sein in Deutschland
In Deutschland ist man als Jude immer alles: der Junge mit der Schiebermütze im Warschauer Getto, der ängstlich die Hände hebt, man steht für die Leichenberge in Buchenwald, für die Siedler, die den Palästinensern das Land rauben, für Benjamin Netanjahu, schließlich für die Ermordeten des 7. Oktober vergangenen Jahres, als die Hamas im Blutrausch durch Israels Süden zog.
Dementsprechend wird man betrauert und belehrt, ermutigt und ermahnt, geliebt und gehasst – bei passenden Anlässen wie dem Holocaust-Gedenktag am 27. Januar gern auch mit klebrigen Reden übergossen. Jeder, wirklich jeder, weiß überdies, wie der Nahost-Konflikt zu lösen sei. Geht es um Israel, trifft man landauf landab ausschließlich Menschen, die unglaublich viel Ahnung haben – und kaum etwas wissen.
Darüber hinaus schwebt über den Gesprächen zum Thema stets der Vorwurf, nach allem, was geschehen sei, müssten die Juden im Umgang mit den Palästinensern menschlicher sein. Die Kindeskinder der Täter sollten es besser wissen: Auschwitz war keine Lehranstalt für irgendetwas und schon gar nicht für Humanität und Toleranz……
Ob gleich oder ungleich, viele Schurken oder wenige – mit der stillen Einigkeit darüber, dass sich der offene Judenhass nicht gehört, ist es heute vorbei. Und das lässt mich schier verzweifeln. Die Verteufelung der Juden endet offenbar nie, angefangen vom Mittelalter mit ihrer Dämonisierung als Christusmörder bis hin zur Dämonisierung des jüdischen Staates heutzutage – und das immer mit derselben Überzeugung: Es ist der Jude, der das Verbrechen begeht……
Letzter Gedanke: Islamischer und jüdischer Glaube in Deutschland
Meinen vorhin erwähnten jüdischen Freund habe ich versucht als Redner für die heutige Demo zu gewinnen. Er hat abgelehnt- aus Angst, dass er aus seiner Anonymität ins Siegerländer Rampenlicht gerät. Mit all‘ den Unannehmlichkeiten, die dann kommen könnten. Seine Familie und insbesondere seine Kinder möchte er schützen und deswegen lieber im Hintergrund bleiben.
Ich fragte ihn, wie er als deutscher Jude zum islamischen Glauben stehe:
„In Deutschland soll jeder glauben können was er will“, sagte er. Der islamische Glaube gehört aufgrund unserer Religionsfreiheit zu Deutschland. Der Islamismus aber und der Antisemitismus nicht.
Schluss letztendlich bedeutet dies für mich, wir haben unsere Landsmänner und -frauen jüdischen Glaubens genauso zu schützen und für sie einzustehen, genauso wie für die christlichen, muslimischen, hinduistischen oder die Angehörige sonstigere Glaubens-gemeinschaften – ebenso wie für Atheisten oder Agnostiker.
Nachdem wir in den letzten Jahren glasklar Stellung gegen Rechtsradikale und Faschisten in Deutschland bezogen haben, leider selten so glasklar klar gegen antisemitische Linksradikale (auch das gehört zur Wahrheit dazu), müssen wir nun zur Kenntnis nehmen, dass Menschen, ja auch aktuell eingewanderte Menschen, mit radikalen islamistischen und antisemitischen Ideologien ebenso glasklar nicht zu unserem freiheitlich geprägten und rechtsstaatlich regierten Land passen und wir überlegen müssen, wie wir mit ihnen umgehen müssen.
Wer Neukölln und andere Orte in der Bundesrepublik Deutschland zu Gaza machen will, dem sollten wir so nachdrücklich wie möglich deutlich machen, dass wir uns dies nicht gefallen lassen.
Letztendlich tun wir dies auch im eigenen Interesse, zum Schutz unserer Demokratie und unserem Way of Life.
Zum Schluss noch mein Aufruf an uns alle:
Sehr geehrte Damen und Herren, wie wird dieser Irrsinn bei uns, im Nahen Osten bzw. weltweit weitergehen? Was können wir tun? Ich meine:
Zuallererst hier bei uns in Deutschland vor Ort nicht wegschauen,
die Stimme für die Juden in Deutschland, in Israel und aller Welt erheben.
Für Frieden in Israel eintreten – so unwahrscheinlich Frieden auch zunächst sein mag.
Und ja: keine unsinnigen Diskussionen über Waffenlieferungen nach Israel! Mit netten Worten werden wir dem geschundenen Land nicht weiterhelfen!
Ich fordere uns alle auf wachsam zu sein und aktiv gegen Antisemitismus und Antizionismus einzutreten. Darum bitten uns auch die Überlebenden des Holocausts immer und immer wieder: Seien Sie aufmerksam; zeigen Sie, dass es Ihnen nicht egal ist. Tragen Sie Ihren Teil dazu bei, dass jüdisches Leben in Deutschland wieder stattfinden kann. Stehen Sie nicht still an der Seitenlinie, während andere die Auslöschung des jüdischen Volkes oder seines Staates fordern.
- Nie wieder ist jetzt – ?
Am 7.10.23 ist in Israel das selbstverständliche „Nie wieder“ zum
„doch schon wieder!“
geworden. Das können und wollen wir nicht akzeptieren!
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Olaf Kemper
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