Dialog mit Iran

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Dialog mit Iran
Seltsame Gesprächspartner 

 
Von Wahied Wahdat-Hagh, 22.12.08, 09:43h, aktualisiert 22.12.08, 09:51h

 
Die Universität München hat in letzter Minute eine Veranstaltung mit irnaischen Theologen abgesagt. Hat sie damit aus einem falschen Reflex gegen das iranische Regime heraus die Gebote von Toleranz und wissenschaftlichem Austausch verletzt? Oder hat sie einen schweren politischen Fehler verhindert? 

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Wahied Wahdat-Hagh, geb. 1957 in Ludwigsburg, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der „European Foundation for Democracy“ in Brüssel. 2003 promovierte er an der FU Berlin.

Der Dogmatikprofessor Bertram Stubenrauch sieht nicht weniger als den „freien Gedankenaustausch an den wissenschaftlichen Hochschulen des demokratischen Rechtsstaates“ gefährdet. Grund: Die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität hatte einen für den 10. Dezember geplanten Austausch zwischen deutschen und iranischen Theologen abgesagt, nachdem Menschenrechtsgruppen, christliche Organisationen und die jüdische Gemeinde dagegen protestiert hatten. Die katholische Fakultät hatte Professor Mohammad Legenhausen eingeladen, der am Imam- Khomeini-Institut in der Stadt Kum arbeitet.
Hat die Universität aus einem falschen Reflex gegen das iranische Regime heraus die Gebote von Toleranz und wissenschaftlichem Austausch verletzt? Oder hat sie einen schweren Fehler verhindert? Wenn man sich ein wenig mit dem iranischen Institut beschäftigt, das da zum Dialogpartner werden sollte, scheint letzteres der Fall zu sein.
Legenhausen ist zu den Neofundamentalisten zu zählen, gemeinsam mit Ajatollah Mabahe Jazdi, Mentor des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad. Zu dieser Gruppe zählt auch Ali Akbar Velajati, der am Khomeini-Institut Seminare abhält. Er ist Berater von Ali Khamenei, dem iranischen Revolutionsführer. Velajati wird laut Urteil des Berliner Kammergerichts für das Mykonos-Attentat 1992 in Berlin mitverantwortlich gemacht.
Der Dissident Akbar Ganji wirft den Neofundamentalisten eine „faschistische Interpretation der Religion und der Regierungsmacht“ vor. Sie seien verantwortlich für die politischen Morde an Intellektuellen und Politikern im Jahr 1998.
Legenhausen jedoch bestreitet, dass das Khomeini-Institut eine Kaderschmiede des Terrors ist. Dem widerspricht der erste iranische Präsident nach der islamischen Revolution unter Ajatollah Khomeini. Abdolhassan Banisadr, der 1981 vor den Machthabern in Teheran zurück nach Frankreich floh, sagt: „Khomeini war der Meinung, dass unsere Religion unsere Politik sei. Wer Politik und Religion voneinander trennen wolle, propagiere einen amerikanischen Islam.“ Das Imam-Khomeini-Institut sei gegründet worden, um den politischen Islam zu propagieren. Daher sei der Anspruch, einen nicht-politischen, wissenschaftlich-theologischen Dialog mit Vertretern dieses Instituts zu führen, sehr merkwürdig.
Mitarbeiter des Khomeini-Instituts unterrichten Angehörige der Basijii-Einheiten der iranischen Armee, die nach eigenem Bekunden als Selbstmordattentäter eingesetzt werden sollen. Das Institut arbeitet mit der fanatisch antisemitischen Organisation der Hojjatieh zusammen. Ähnlich wie Ahmadinejad propagiert auch Legenhausen, während der Abwesenheit des zwölften Imam sei ein offensiver Krieg nicht gestattet. In Anlehnung an den Staatsklerus verteidigt Legenhausen zugleich „revolutionären Kampf“ und „gerechten Krieg“, bei einer „Rebellion gegen die Unterdrücker“. Mit der Übersetzung von Arbeiten Khomeinis und Jasdis stellt Legenhausen seine Treue unter Beweis. Er schreibt für vom Regime geführte Organisationen, die den bewaffneten Kampf von Hisbollah und Hamas verteidigen.
Kein Wunder, dass Banisadr fragt: „Was ist eigentlich passiert, dass katholische Stiftungen ausgerechnet mit Propagandisten der Gewalt und des Terrors einen Dialog führen wollen? Kennen sie keine anderen Muslime?“
 
 
 
 

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