Jerusalem, 19. Mai 2009 – Unweit der Stelle, wo König Salomon seinen Palast errichtet hatte, haben israelische Archäologen ein knöchernes Siegel mit dem biblischen Namen „Saul” entdeckt. Das zerbrochene Siegel in althebräischer Schrift enthält weitere drei Buchstaben, die jedoch keinen Sinn machen. Die Archäologen datieren das Siegel auf das neunte oder achte Jahrhundert vor Christi, also etwa zweihundert Jahre jünger als die Periode des ersten israelitischen Königs Saul.
Die israelische Antikenbehörde führt in der sogenannten „Stadt Davids”, dem ältesten Teil Jerusalems, umstrittene Grabungen aus. Der Hügel südlich des Tempelberges liegt in dem von den Palästinensern beanspruchten Ostjerusalem. Die Entdeckung hebräischer Inschriften und anderer „Beweise” für eine jüdische Präsenz in Ostjerusalem vor dreitausend Jahren sind zudem den Palästinensern ein Dorn im Auge.
Das extrem seltene Siegel wurde am Dienstag erstmals dem Präsidium der Knesset, dem israelischen Parlament, gezeigt. Mehrere Abgeordnete und der Knessetvorsitzende Rubi Rivlin nahmen an einer offiziellen Führung durch die Grabungsstätte teil. Ein arabischer Abgeordneter, Ahmed Tibi, boykottierte die Tour, weil er sie für eine „Provokation” gegen die Palästinenser hielt.
Das alte Siegel wurde offenbar in einer Abfallgrube einer biblischen „Poststelle” gefunden, wo Briefe oder Warenlieferungen geöffnet wurden. Die aufgebrochenen Siegel wurden in eine Ecke geworfen, erzählte Professor Ronny Reich von der Universität Haifa, der zusammen mit Eli Schukrun von der Antikenbehörde die Grabungen leitet. Die Datierung war dank Scherben möglich, die ebenfalls in der Abfallgrube gefunden worden sind, und deren Alter sich dank stilistischer Eigenschaften relativ genau bestimmen lassen. Archäologen reden von der „Periode des ersten Tempels” in Jerusalem, also der Zeit zwischen König Salomon und der Zerstörung des Tempels durch die Babylonier im Jahr 586 vor der Zeitrechnung.
- 19.05.2009
- Ulrich W. Sahm
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Biblisches Siegel des „Saul” gefunden
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