ULRICH W. SAHM – Hadrian-Inschrift in Jerusalem gefunden

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21. Oktober 2014  – Nahe dem vom römischen Kaiser Hadrian errichteten Damaskustor der Altstadt Jerusalems haben Archäologen der israelischen Antikenbehörde einen tonnenschweren Stein mit lateinischer Inschrift zu Ehren Hadrians gefunden.

Historiker entzifferten auf dem 1m mal 1,5m großen Steinfragment mehrere historisch bekannte Namen. “Für den Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus, Sohn des göttlichen Traianus Parthicus, Enkel des göttlichen (Kaisers) Nerva, Hoher Priester, versehen mit der tribunischen Macht zum 14. Mal, Konsul zum 3. Mal, Vater des Landes, (gewidmet durch die) 10. Legion Fretensis Antoniniana.“

Die Archäologen Rina Avner und Roi Greenwald fanden den zweitverwerteten Stein am Rand einer tiefen Zisterne. Deshalb war ein Teil der Inschrift mit einer runden Nachbearbeitung herausgeschnitten worden. Damals wie heute ist es üblich, Baumaterial wieder zu verwenden. Die historische Bedeutung der monumentalen Inschrift war sofort klar, wegen der klar lesbaren lateinischen in den Kalkstein gemeißelten Buchstaben in feinster Schönschrift.

Nach Angaben von Avner Ecker und Hannah Cotton der Hebrew University of Jerusalem habe die römische Legion X Fretensis die Inschrift ihrem Kaiser Hadrian im Jahr 129/130 nach Chr. gewidmet.

Die jetzt gefundene Inschrift ist nur zur Hälfte erhalten, doch die fehlende Hälfte wurde schon vor hundert Jahren vom französischen Archäologen Charles Clermont-Ganneau in der gleichen Gegend gefunden und befindet sich heute im Hof des Studium Biblicum Franciscanum Museums an der Via Dolorosa.

Der Stein hat für die jüdische Geschichte und für die Geschichte Jerusalems große Bedeutung. Die Inschrift beweist die Präsenz der X. römischen Legion in Jerusalem in der Zeit zwischen zwei großen jüdischen Aufständen gegen die römische Besatzungsmacht. Ihr Lager befand sich möglicherweise in der Gegend des Fundorts. Die Anwesenheit dieser römischen Legion war einer der Gründe für den Ausbruch der von den Römern niedergeschlagenen jüdischen Revolte. Sie endete mit der Umbenennung Jerusalems in „Aelia Capitolina“. Gleichzeitig hat Hadrian die Provinz „Judaea“ umbenannt in „Palaestina“. Das hat politische Auswirkungen bis heute.

Hadrian ließ die in Jerusalem auch nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 lebenden Juden zwangskonvertieren und verfolgen.

Die Geschichte der sogenannten Bar Kochba Revolte ist vom römischen Historiker Cassius Dio dokumentiert worden. Dabei erwähnte er auch den Besuch des Kaisers Hadrian in Jerusalem im Jahr 129/130. Das entspricht dem auf der Inschrift enthaltenen Datum. Die Reise des Kaisers in das östliche römischen Reich ist auch dank Münzen dokumentiert, die in verschiedenen Städten gefunden worden sind.

Dr. Avner vermutet, dass die vollständige Inschrift einst einen Triumpfbogen am nördlichen Eingang der Stadt, dem heutigen Damaskustor, geschmückt habe.

Das Schicksal Jerusalems zwischen der Zerstörung des Tempel im Jahr 70 und dem Bar Kochba Aufstand (132 bis 136) kurz nach dem Besuch Hadrians in der Stadt und seiner Dekrete gegen die Juden hatten einen entscheidenden Einfluss auf die Geschichte des jüdischen Volkes.

Der von Hadrian verfügte Status Jerusalem als „Colonia“ bedeutete, dass alle Bürger der Stadt und die Götter römisch zu sein hatten. Genau das bezeugt auch die gefundene Inschrift mit der Nennung des Kaisers und römischer Gottheiten.

Die Inschrift könnte die langgeführte historische Frage zum Auslöser für den Ausbruch des Bar Kochba Aufstandes beantworten. Der hatte die jüdische Präsenz fast 2.000 Jahre lang besiegelt und die Juden ins Exil getrieben. So fragen sich die Historiker, ob die Errichtung eines Götzentempels an der Stelle des alten salomonischen Tempels den Aufstand ausgelöst habe, oder aber, ob diese Entweihung des Tempelplatzes mitsamt der Stelle des Allerheiligsten, eine Strafaktion der Römer wegen der jüdischen Rebellion gegen das römische Reich war.

Die Spuren der völligen Umgestaltung Jerusalems durch Kaiser Hadrian prägen bis heute die historische Altstadt. So kann man eine Etage unter dem 1537 vom osmanischen (türkischen) Sultan Suleiman dem Prächtigen errichteten Damaskustor die Stadt auch durch das von Hadrian errichtete Tor betreten. Auf Arabisch heißt das Tor bis heute „Bab el Amud“ (Säulentor). Denn dort stand einst eine Statue des Kaisers auf einem Sockel, den Archäologen unter der heutigen Straße gefunden haben. Auch die von Hadrian entworfene Straßenplanung hat sich bis heute erhalten, mit jeweils einem säulengesäumten Cardo in Richtung der Klagemauer und quer durch die Stadt an der heutigen Grabeskirche vorbei.

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    Photograph of the inscription against the background of the Rockefeller Museum, seat of the Israel Antiquities Authority. Photographic credit: Yoli Shwartz, courtesy of the Israel Antiquities Authority.
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    The inscription. Photographic credit: Yoli Shwartz, courtesy of the Israel Antiquities Authority.
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    Preservation of the unique find. Photographic credit: Yoli Shwartz, courtesy of the Israel Antiquities Authority.
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    The second half of the inscription that was uncovered more than 100 years ago, situated in the Studium Biblicum Franciscanum Museum. Photographic credit Garo Nalbandian, Courtesy of the Studium Biblicum Franciscanum Museum

1 Kommentar
  • Alex Salomon

    Egypt: Seven Ansar Beit al-Maqdis Terrorists Sentenced to Death

    An Egyptian official has announced that a military court has sentenced seven members of the al-Qaeda inspired terror group Ansar Beit al-Maqdis, to death and two more to life imprisonment, for their parts in attacks that killed nine soldiers, reports The Daily Star, citing the Associated Press.

    Six of the convicted terrorists were arrested this past March after a raid on their Cairo hideout, where two officers were killed. The defendants were also accused to the plotting of two attacks against a military bus and checkpoint, respectively, where seven more soldiers were killed. Two others have been sentenced to life imprisonment, which in Egypt is equivalent to 25 years.

    One of the defendants was tried in abstentia.

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