Wie sieht der Alltag für Juden in Deutschland aus? Hier ein paar aktuelle Beispiele von Geschehnissen aus einer x-beliebigen Woche, wie sie mittlerweile leider nur all zu typisch sind:
- Man surft ein bißchen im Internet – u.a. auch bei YNET und wird unerwartet mit Werbung des rechtsextremen Kopp Verlages konfrontiert:
- Die Kinder spielen im Internet, wie Kinder das halt so tun. Da gibt es dieses neue Spiel – „Brawl Stars“, was viele Kinder in der Klasse spielen – eigentlich ein nettes, unproblematisches Spiel, wären da nicht diese „Gruppenräume“ und andere Spieler mit rechtsradikalen Chat Clubs und Usernamen. Hier einige Beispiele, wobei solche Namen wie „Juden Schläger“ und „Juden Gaß Club“ noch geradezu „harmlos“ sind:
- Dann gibt es da auch noch die „netten“ Sticker (HC), die sich Kinder untereinander zusenden, wobei viele der Kinder sogar eigentlich zu jung sind, um wirklich zu verstehen, was sie da eigentlich teilen. Hier wieder nur ein paar von den unendlich vielen Beispielen:
- Nebenbei surft man ein bißchen und liest hier und da etwas. Da sind dann u.a. auch Texte von diversen Reden, die nach dem Anschlag in Halle publiziert wurden – gut gemeinte Texte, die Solidarität ausdrücken sollen, aber nicht einfach an „unsere jüdischen Bürger“ adressiert sind, sondern an die „Jüdischen MITbürger“. Die Konsequenz dieses kleinen Anhängsels „Mit-“ ist den Rednern zumeist nicht bewußt und doch werden hier Juden ausgegrenzt und auf eine andere Stufe gestellt; werden diese Reden eben nicht einfach an unsere „jüdischen Bürger“ adressiert, sondern an die [geduldeten] „Mit“-bürger.
- Und bei der Eröffnung der 33. Jüdischen Kulturtage spricht Münchens OB Dieter Reiter in seiner Rede vom Zusammenleben von „Deutschen und Juden“ (siehe FB)… Ist diesem Mann nicht klar, was er da von sich gibt? Genauso dachte sich der SPD-Politiker Karl Lauterbach nichts dabei, als er in Zusammenhang mit der Abwahl des AfD Politikers Brandner twitterte: „Auch Fremde und Juden haben die gleichen Rechte wie wir.“
Können Juden keine Deutschen sein? Wahrscheinlich können Juden dies wirklich nicht einfach sein, denn warum sonst, müssen ihre Einrichtungen mittlerweile landesweit rund um die Uhren mit Maschinengewehren bewacht werden…
- Weil man öffentliche Verkehrsmittel vermeiden will, weil gerade erst wieder eine Meldung veröffentlicht wurde, über Fahrgäste einer U-Bahn in Berlin, die rassistisch beleidigt und dann attackiert wurden, überlegt man ob man mit dem Taxi zu einer Jüdischen Veranstaltung oder dergleichen fährt. Warum auch nicht, doch sollte man zweimal überlegen in wie weit man sich auf ein Gespräch mit dem Fahrer auf ein Gespräch einläßt, wobei man, wenn man mal ganz ehrlich ist, ähnliche Erlebnisse beim Gemüsehändler, im Kaufhaus, in der Reinigung, oder sonst wo haben könnte. Hier gilt es sich möglichst auf unverfängliche Themen zu beschränken und auch bereit zu sein so einiges wegzustecken. Aktuelle politische Geschehnisse, egal ob mit Bezug auf Israel, Ereignisse wie Halle, oder einfach so aus dem blauen heraus, scheinen immer wieder vorurteilsbelastete Aussagen, wie „die Juden kontrollieren doch die Medien“ (FB), oder „alle Juden sind reich“, oder „„7 Millionen Juden beherrschen die Welt“ (FB), oder „was die Juden mit den Palästinensern machen, ist doch auch nichts anderes, als was die Nazis mit den Juden gemacht haben“, oder, oder, oder zu „provozieren“. Die Liste läßt sich erschreckend beliebig fortführen. Das hat nichts mit islamistischem, linken oder rechten Judenhass zu tun. Das ist der ganz normale Antisemitismus aus der Mitte heraus!
- Was man unbedingt vermeiden sollte sind Forenbeiträge unter nahezu allen Juden, Antisemitismus, oder Israel bezogenen Artikeln – egal ob bei angesehenen Medien, oder in den Sozialen Medien. Da kommt einem nur so das schlafraubende Gruseln. Es ist absolut unfassbar, was da oftmals geduldet wird und zumeist erst nach mehrfacher Intervention gelöscht wird, sofern überhaupt.
- Na dann sollte man doch wenigstens bei einem Fußballspiel entspannen können, richtig? Absolut falsch! Das was die Spieler nicht nur von Makkabi immer wieder (egal bei welcher Sportart) erleben müssen (siehe z.B. FR) ist unerträglich – mal sind es nur antisemitische Beleidigungen, andere Male gar körperliche Übergriffe (und dies obgleich bei weitem nicht alle Makkabi Spieler jüdisch sind!).
- Spazieren gehen muß aber doch wenigstens möglich sein… oder? Na ja, wenn man sich nicht an Hakenkreuzschmierereien, rechtsradikalen- oder fremdenfeindlichen Schmierereien stört, dann vielleicht. Es kann einem aber auch so gehen, wie dieser Spaziergängerin in Frankfurt, die bereits zweimal mit unterschiedlichen hoch antisemitischen laminierten Farbflyern konfrontiert wurde (siehe z.B. HC und HC):
- Und wem das noch nicht reicht, der surft vielleicht doch noch etwas im Internet und wird dann wieder mit den Schlagzeilen über die jüngsten schockierenden antisemitischen Übergriffe konfrontiert, egal ob in Berlin, London, New York, oder sonst wo, mal ganz abgesehen von den nahezu täglich neuen Meldungen über rechtsradikale Aufmärsche (wie z.B. in Hannover); die neusten „Einzelfälle“ bei der AfD, oder über den grausigen Stand hinsichtlich des Antisemitismus in der Labour Partei (siehe z.B. CAA), nicht zuletzt bedingt durch den skandalträchtigen Premierministeranwärter Corbyn (siehe z.B. ZEIT), der wahrlich eine Bedrohung für jüdisches Leben in England darstellt. Ja, anstisemitische Übergriffe gehören wieder zum Alltag in Europa – aber vor allem auch in Deutschland (siehe dazu u.a. WELT).
- Noch drastischer wird es, wenn man das Thema Israel mit einbezieht. Da liest man dann immer wieder über die Reden den Deutschen UN Botschafters Heusgen und das entsprechend einseitig gegen Israel gerichtete Abstimmunsverhalten Deutschland; von UN Truppen, die Gaza Bewohner vor Israel schützen sollen (nicht umgekehrt); wo über 100 Bundestagsabgeordneten, die sich keine Gedanken über territoriale Streitigkeiten irgendwo in der Welt machen, Israel ausgrenzen wollen (siehe IsraelHayom); Tweets von einer Deutschen Bundestagsabgeordneten von der Partei DIE LINKE, die dem Israelischen Staat seine Rechtsstaatlichkeit abstreitet (siehe Żaklin Nastic, MdB), und so weiter, und so weiter.
Wer Honestly Concerned regelmäßig verfolgt, weiß daß diese kleine Liste nur die Spitze des Eisbergs ist. Die Probleme sind noch viel größer und tiefgehender und nur Wenige wollen wahr haben, wie sehr das Alltagsleben von Juden in Deutschland mittlerweile schon betroffen ist. „Nie wieder“ ist zu einer Farce geworden und es ist überfällig, dass sich endlich etwas ändert. Dafür arbeitet Honestly Concerned tagtäglich und wir tun unser Bestes uns dem antisemitischen Tsunami durch Aufklärungsarbeit entgegenzustellen. Hierbei sind wir für die Hilfe der vielen „Wenigen“ dankbar, die den Mut haben sich uns anzuschließen – egal ob mit eigenen Erfahrungsberichten, Link Hinweisen, Weiterverbreitung unserer Informationen, den dringend benötigten Spenden, die unsere Arbeit überhaupt erst möglich machen, usw. In diesem Sinne, laßt uns weiter Sorge dafür tragen, dass jüdisches Leben in Deutschland nicht von Antisemiten, Hetzern, Rassisten und Extremisten aller Couleur bestimmt wird!
WerteInitiative. jüdisch-deutsche Positionen
Die Liste gibt einen kleinen atmosphärischen Eindruck. Traurigerweise ist sie unvollständig und es gibt viel, viel mehr!