Hans Albers hat sich nicht von den Nationalsozialisten vereinnahmen lassen, er machte gerne im Kreis der Kollegen regimekritsche Witze und ging mit ihnen mitunter respektlos um, weil er sie verachtete. Seine Freundschaften zu seinen jüdischen Freunden / Kollegen wurden in dem ARD Dokudrama „Die Liebe des Hans Albers“ kaum gezeigt. Von 1928 bis 1933 arbeitete Albers an Filmen mit überwiegend jüdischen Kollegen wie Produzenten, Regisseuren, Kameraleuten, Drehbuchautoren, Komponisten und Schauspielkollegen. Albers drehte mit Robert Siodmak, war eng befreundet mit Peter Lorre und Kurt Gerron, um nur einige seiner vielen jüdischen Freunde zu nennen.
1938 drehte Hans Albers mit seinem Freund Herbert Selpin „Sergeant Berry“. Zusätzlich zu ihrer Freundschaft verband die Beiden die gemeinsame Verachtung der NS-Größen. Durch diese Filme schafften sie sich eine Möglichkeit, unbehelligt zu arbeiten, fern der realen politischen Situation.1939 drehten sie gemeinsam den Film „Ein Mann auf Abwegen” größtenteils am Starnberger See. Es folgten weitere Filme bis zum angeblichen Selbstmord von Herbert Selpin. Sein Tod schockierte Albers tief und ist bis heute nicht aufgeklärt. Sollte dieser Tod auch ein Zeichen an Albers sein?
Hans Albers hat weniger Filme gedreht, als vor und nach der NS-Zeit. Das ARD-Dokudrama „Die Liebe des Hans Albers“ führt an, dass Albers “drehen wollte, um nicht allein zu Hause zu sein”. Im Gegenteil er zog sich oftmals zu drehfreien Pausen in seinem Refugium am Starnberger See zurück. Er hatte auch eine introvertierte Seite, sagte Hansi Burg später in Interviews.
Albers war keineswegs besessen, Helden zu spielen. Von sich sagte er: „Was ich mir für eine neue Rolle wünsche, wollt ihr wissen? Es braucht durchaus nicht immer ein ‚Sieger‘ oder ‚Draufgänger‘ zu sein. Nein – mir genügt schon ein Mensch, der leben und kämpfen muss, wie jeder andere auch.“
Blondgefärbte Haare und blaue Augen -Ken Dunken- reichen nicht, um Albers zu verkörpern. Auch die Rolle seiner Lebensgefährtin Hansi Burg ist fehlbesetzt. Burg schien keine verbitterte, weinerliche Frau zu sein. Sie war eine gestandene, gut vernetzte Geschäftsfrau, die Albers als Agentin erfolgreich betreute. Diese Interpretation Pico van Grootes verselbständigt sich in diesem Drama. Lässt die Fiktion die Fakten sterben? Am Anfang des Films wird eingeblendet,„der Film beruht auf wahren Begebenheiten, Figuren und Handlungen wurden zum Teil fiktionalisiert“, damit holte man sich einen Persilschein. Hans Albers und Hansi Burg haben Besseres verdient, denn sie lebten eine einmalige Liebesbeziehung in der dunkelsten Zeit Deutschlands. Dieses Dokudrama wird niemandem gerecht, es bleibt oberflächlich, trotz eingefügtem Originalfilmmaterial wirkt es eindimensional.
Die Hauptdarsteller werden bei diesem Dokudrama – bei dem normalerweise Zeitzeugen zu Wort kommen und den Informationen Kraft verleihen – zu Pseudo-Zeitzeugen. Eine Heuchelei. Damit frönt der Film den Produzenten, der Regie und dem Autoren, thats it. Die Autorin Evelyn Steinthaler, die sich 2018 in ihrem Buch „Mag`s im Himmel sein, mag`s beim Teufel sein – Liebe unter dem Hakenkreuz“, mit der Beziehung zwischen Albers und Burg beschäftigt hat, nennt „das ARD-Dokudrama über Albers und Burg leider eine vertane Chance”.
Bekannte Fotos von Burg und Albers nach Kriegsende sprechen von Lebensfreude und Gastfreundschaft. Sie zeigen ein elegantes Paar, oftmals lachend.
Wir sind bemüht, die Garatshausener Villa von Hans Albers und Hansi Burg in deren Sinne wieder zu beleben, dort über Nürnberger Rassengesetze und Antisemitismus über Liebe, Courage und Demokratie zu reden und zu informieren sowie Kunst und Kultur zu präsentieren. Ihr Anwesen am Starnberger See soll ein positiv besetzter deutsch-jüdischer Erinnerungsort und ein Begegnungsort für Toleranz werden, wo sich jeder willkommen fühlen soll.
Um Konzept und Finanzierung nachhaltig aufzustellen, sollte nichts übereilt entschieden werden. Wir hoffen, die außergewöhnliche Lebens-und Liebesgeschichte der beiden an ihrem langjährigen Wohnort – der Albers-Villa respektvoll weiterzugeben, denn sie sind Vorbilder. Sie haben ihre Liebe nicht aufgegeben, obwohl sie dem Antisemitismus ausgesetzt und vom NS-Regime bedroht waren.
Respect & Remember Europe e.V.
Leave a Reply
You must belogged in to post a comment.