Brauchte Hitler einen Einflüsterer?: Die neuen Mythen Netanyahus | Neue Zürcher Zeitung

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39 Kommentare
  • Thomas Hemberger

    Ansonsten sollten wir bei den historischen Fakten bleiben, statt uns an Netanyahus (NS-entlastenden und somit äußerst kontraproduktiven!) Geschichtsrevisionismus zu beteiligen.
    Hitler und die deutschen Nazis waren erwiesenermaßen die Ideengeber für den Verbrecher Amin Al-Husseini und die Seinen, sowie für die zahlreichen anderen antisemitischen NS-Kollaborateure in aller Welt, und nicht umgekehrt!

  • Hans Michael Wittkowski

    ULRICH W. SAHM – „Hitler wollte erst die Juden vertreiben.“
    jpJerusalem, 22. Oktober 2015 – Premierminister Benjamin Netanjahu hat eine weltweite Welle der Empörung ausgelöst: in Israel, bei Holocaustüberlebenden, bei Angela Merkel und bei den Amerikanern. «Hitler wollte um diese Zeit die Juden nicht ausrotten, er wollte die Juden vertreiben“, behauptete Netanjahu, um dann den Jerusalemer Mufti Hadsch Amin el Husseini beim Gespräch mit Hitler im November 1941 zu zitieren. Damit die Juden nicht nach Palästina kommen, habe der Mufti angeblich Hitler aufgefordert: „Verbrenne sie“.

    Obgleich Netanjahu später erklärte, Hitler keineswegs von seiner vollen Verantwortung für den Holocaust freigesprochen zu haben, hatte er fälschlich den Mufti zum Vater der systematischen Vernichtung der Juden gekürt.

    Hitler benötigte jedoch den Mufti gewiss nicht, um für die lange zuvor angekündigte Ausrottung des Weltjudentums inspiriert werden.

    Jeder Historiker, auch jene, die heute Netanjahu scharf kritisieren, werden bestätigen, dass der Holocaust erst 1942 in Gang gekommen war. So hat der Nazi und spätere BND-Mann Walter Rauff ab 1941 jene Lastwagen entwickelt, mit denen bis zu 30 Menschen vergast werden konnten. Diese Lastwagen gelten als Vorläufer der Gaskammern, die ab 1942 in den Vernichtungslagern zum Einsatz kamen.

    Als „Startschuss“ für die Massenvernichtung nennen Forscher die Konferenz in der Berliner Villa Wannsee. Nazis und Juristen der Ministerien arbeiteten eine Art Bestandsaufnahme aller Juden aus, um so die Massenvernichtung bürokratisch vorzubereiten. Diese Konferenz fand im Januar 1942 statt. Ursprünglich war sie für Anfang Dezember 1941 geplant, nur eine Woche nach dem Treffen Hitler/Mufti.

    Scharf kritisiert wurde Netanjahu auch wegen seiner Behauptung, dass Hitler zunächst die Juden vertreiben und nicht umbringen wollte. Das war sogar vertraglich abgesprochen. Nach der Machtübernahme Hitlers, am 25. August 1933, wurde nach Verhandlungen zwischen der Jewish Agency, der Zionistischen Vereinigung Deutschlands und dem Reichsministerium für Wirtschaft das „Haavara-Abkommen“ unterzeichnet. Das ermöglichte deutschen Juden trotz Weltwirtschaftskrise und restriktiven Devisenbestimmungen einen Teil ihres Vermögens nach Palästina zu transferieren und auszuwandern. Von etwa einer halben Million Juden in Deutschland und Österreich konnten sich etwa 300.000 dank dieses Abkommens in Sicherheit bringen.

    Das Abkommen war auf jüdischer Seite umstritten. In späterer Propaganda hieß es gar, dass zionistische Organisationen mit den Nazis „gemeinsame Sache“ gemacht hätten. 1941 endete das Abkommen, während die Nazis dann erst ihren Vernichtungsfeldzug gegen die Juden mit voller Kraft vorantrieben.

    Jerusalem, 22. Oktober 2015 – Premierminister Benjamin Netanjahu hat eine weltweite Welle der Empörung ausgelöst: in Israel, bei Holocaustüberlebenden, bei Angela Merkel und bei den Amerikanern. «Hitler wollte um diese Zeit die Juden nicht ausrotten, er wollte die Juden vertreiben“, behauptete Netanjahu, um dann den Jerusalemer Mufti Hadsch Amin el Husseini beim Gespräch mit Hitler im November 1941 zu zitieren. Damit die Juden nicht nach Palästina kommen, habe der Mufti angeblich Hitler aufgefordert: „Verbrenne sie“.

    Obgleich Netanjahu später erklärte, Hitler keineswegs von seiner vollen Verantwortung für den Holocaust freigesprochen zu haben, hatte er fälschlich den Mufti zum Vater der systematischen Vernichtung der Juden gekürt.

    Hitler benötigte jedoch den Mufti gewiss nicht, um für die lange zuvor angekündigte Ausrottung des Weltjudentums inspiriert werden.

    Jeder Historiker, auch jene, die heute Netanjahu scharf kritisieren, werden bestätigen, dass der Holocaust erst 1942 in Gang gekommen war. So hat der Nazi und spätere BND-Mann Walter Rauff ab 1941 jene Lastwagen entwickelt, mit denen bis zu 30 Menschen vergast werden konnten. Diese Lastwagen gelten als Vorläufer der Gaskammern, die ab 1942 in den Vernichtungslagern zum Einsatz kamen.

    Als „Startschuss“ für die Massenvernichtung nennen Forscher die Konferenz in der Berliner Villa Wannsee. Nazis und Juristen der Ministerien arbeiteten eine Art Bestandsaufnahme aller Juden aus, um so die Massenvernichtung bürokratisch vorzubereiten. Diese Konferenz fand im Januar 1942 statt. Ursprünglich war sie für Anfang Dezember 1941 geplant, nur eine Woche nach dem Treffen Hitler/Mufti.

    Scharf kritisiert wurde Netanjahu auch wegen seiner Behauptung, dass Hitler zunächst die Juden vertreiben und nicht umbringen wollte. Das war sogar vertraglich abgesprochen. Nach der Machtübernahme Hitlers, am 25. August 1933, wurde nach Verhandlungen zwischen der Jewish Agency, der Zionistischen Vereinigung Deutschlands und dem Reichsministerium für Wirtschaft das „Haavara-Abkommen“ unterzeichnet. Das ermöglichte deutschen Juden trotz Weltwirtschaftskrise und restriktiven Devisenbestimmungen einen Teil ihres Vermögens nach Palästina zu transferieren und auszuwandern. Von etwa einer halben Million Juden in Deutschland und Österreich konnten sich etwa 300.000 dank dieses Abkommens in Sicherheit bringen.

    Das Abkommen war auf jüdischer Seite umstritten. In späterer Propaganda hieß es gar, dass zionistische Organisationen mit den Nazis „gemeinsame Sache“ gemacht hätten. 1941 endete das Abkommen, während die Nazis dann erst ihren Vernichtungsfeldzug gegen die Juden mit voller Kraft vorantrieben.

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