Die „Holocaust“-Propagandaschlacht

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Jerusalem, 1. März 2008 – Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas behauptete in Ramallah, dass das israelische Vorgehen im Gazastreifen „mehr als der Holocaust“ sei. Aus seiner Sicht hat er Recht, zumal allein am Samstag über 40 Palästinenser, die Hälfte bewaffnete Kämpfer der Hamas, ums Leben kam. Denn Abbas hatte in Moskau eine Doktorarbeit geschrieben, in der er darstellte, dass es den Holocaust an den Juden nicht gegeben habe. Also ist alles „mehr“, als etwas, was es gar nicht gab.
Kämpfe, bei denen neben Palästinensern auch israelische Soldaten und Zivilisten sterben, können gewiss nicht mit der industriellen Vernichtung von Millionen Zivilisten in Gaskammern und durch Massenerschießungen verglichen werden, wie unter den Nazis.
Vor Allem die englischsprachige Presse verbreitete tausendfach eine aus dem Hebräischen verfälschend übersetzte Äußerung des israelischen Vize-Verteidigungsministers Matan Vilnai, wonach der „den Palästinensern“ einen „Holocaust“ androhte, falls der Raketenbeschuss der Hamas nicht gestoppt werde.
Vilnai hatte jedoch in seinem Interview beim Sender „Galei Zahal“ nicht „den Palästinensern“ gedroht, sondern der Hamas. Tatsächlich hatte er das Wort „Schoah“ verwendet. Doch das wird im Hebräischen seit biblischer Zeit nicht nur für den Genozid an Juden durch die Nazis verwendet, sondern im Sinne von „Katastrophe“, auch bei Berichten über den Tsunami, den Walfang, die Erderwärmung und andere Katastrophen.
In Deutschland sind die Begriffe „Holocaust“ und „Schoa“ relativ neue Fremdworte, die allein mit dem Völkermord während des Zweiten Weltkriegs assoziiert werden. Das griechische Fremdwort „Holocaust“, ursprünglich ein Brandopfer, gab es im Deutschen als „Holokaust“.  Es wurde aber kaum für den Völkermord an den Juden gebraucht. Seit der WDR-Fernsehserie „Holocaust“ 1979, die Geschichte der Familie Weiß, wurde in der Bundesrepublik der Begriff auch in englischer Schreibweise üblich. Zuvor redete man diffus von „Judenverfolgung“, „Judenmord“, „Judenvernichtung“ oder „Mord an den europäischen Juden“. Es gab keinen Fachbegriff wie „Holocaust“, der das ganze Phänomen von der Kristallnacht bis hin zu den Gaskammern in Auschwitz umfasste.
Schoah, der hebräisch-biblische Begriff für Unglück, Katastrophe, schreckliches Naturereignis oder Flächenbrand bürgerte sich in Westeuropa erst 1985 durch den neunstündigen Dokumentarfilm „Shoah“ von Claude Lanzmann von ein.
Das hebräische Wort „Schoah“ blieb als Fachbegriff bestehen, als geheimnisvolle fremdsprachige Bezeichnung für den Völkermord der Nazis an Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen und Anderen. Dabei ahnte in Europa niemand, dass „Schoah“ ein ganz „normales“ hebräisches Wort ist, das im täglichen Sprachgebrauch „Naturkatastrophe“ bedeutet. Deshalb weigert sich der israelische Sprachkünstler und Schriftsteller Amos Oz, damit die Naziverbrechen am jüdischen Volk zu beschreiben, denn diese Verbrechen wurden von Menschenhand getan und waren nicht naturgegeben. Weder Luther noch Martin Buber wäre es im Traume eingefallen, die Bibelverse bei Jesaja oder in den Psalmen mit „Holocaust“ zu übersetzen, wenn da das Wort „Schoah“ stand.
Aus Rücksicht auf die unwissenden Übersetzer bei Reuters und anderen Nachrichtenagenturen hätte Matan Vilnai gut getan, ein anderes Wort auszuwählen, als er den „Terroristen“ der Hamas mit einem „Holocaust“ drohte, den sie „über sich bringen würden“, solange sie weiter israelische Städte wie Sderot und Aschkelon mit Raketen beschießen. Umgekehrt sollte voreiligen Reportern nahegelegt werden, aus umgangssprachlichen Drohungen israelischer Politiker nicht gleich einen vermeintlich geplanten Völkermord mit Millionen ermordeten Zivilisten herauszulesen. Bisher gab es im ganzen hundertjährigen Nahostkonflikt kein einziges Ereignis, das auch nur annähernd mit den zehntausendfachen Exekutionen, dem industriellen Massenmord oder der Absicht verglichen werden könnte, ganze Völker aus rassistisch-ideologischen Gründen wie Ratten und anderes Ungeziefer auszurotten.

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