Neuer Trick der Nigeria-Connection

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Jerusalem, 8. Oktober 2008 – „Ich habe Euch nicht erzählt, dass ich nach Afrika verreist bin“, entschuldigte sich unser guter Bekannter Kobi Y., ein israelischer Kameramann. Er habe sein Täschchen mit Pass, Geld und Kreditkarten im Taxi in Nigeria vergessen und sei jetzt völlig aufgeschmissen. „Ich sitze in einem Internet Café in Nigeria und habe nur noch 30 Minuten Zeit.“ In der Betreffzeile stand „Ich bin in Not und benötige dringende Hilfe.“ Kobi schrieb, dass er seine Hotelrechnung in Höhe von 1.440 Dollar nicht bezahlen könne und dringend 2500 Dollar benötige, um wieder nach Hause fliegen zu können. Kobi bat darum, ihm zu antworten, um mitzuteilen, auf welches Konto das Geld überweisen werden sollte.
Der Notruf unseres Bekannten klang authentisch. Echter jedenfalls als die übliche Post aus Nigeria, in der irgendwelche Erben von verstorbenen oder ermordeten Prominenten Hilfe benötigen, ein paar Millionen außer Landes zu schaffen. Da wird man gebeten, das eigene Konto zu nennen, um die Millionen zu überweisen. Selbstverständlich wird da auch eine anständige Kommission geboten in Höhe von hunderttausenden Dollars. Sogar Suha Arafat, die Witwe des verstorbenen palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat, bekanntlich eine Multimillionärin, hatte sich schon mal mit einem solchen Anliegen an tausende Email-Empfänger weltweit gewandt. Dieser weltweit bekannte versuchte Betrug wird auch „Nigeria Connection“ genannt.
Wer auf diesen Trick reinfällt und seine Kontonummer preisgibt, droht schamlos ausgeraubt zu werden. Immer wieder warnen Experten davor, diesen Betrügern, meistens mit Absender aus Nigeria, stattzugeben und ihnen vertrauliche Daten wie Konto oder Kreditkartennummer zu übermitteln.
Aber was tun, wenn sich ein guter Freund in Not befindet? Am Morgen danach meldete sich Kobi Y. wieder. „Hoffentlich habt Ihr die Email von gestern Nacht nicht beantwortet. Ich bin wohlbehalten in Israel“, fügte er hinzu. Mitten in der Nacht, so Kobi, habe plötzlich sein Telefon angefangen zu klingeln. Seine Freunde riefen besorgt an. „Ich lag in meinem Bett und dachte an nichts Böses“, erzählt Kobi. Einer seiner Bekannten war gerade in Afrika und fragte, ob er schnell nach Nigeria fliegen sollte, um ihm zu helfen.
Offenbar war ein Virus in seinen Computer eingedrungen und habe alle Adressen herausgefischt, obwohl er ein „sehr gutes Anti-Virus-Programm“ eingebaut habe.  An alle seine abgespeicherten privaten Emailadressen sei der Notruf aus Nigeria verschickt worden.
„Immerhin hatte das auch etwas Gutes. Plötzlich rufen alle Freunde und Bekannten an, mit denen ich teilweise seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte“, erzählt Kobi und hofft, dass niemand auf den Trick reingefallen sei.

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